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Zweite Männer mit turbulentem Remis - UPDATE

Potsdamer Kickers II  -  SG Ragösen/Wollin/Glienecke    Nach Abpfiff konnten alle noch nicht wirklich fassen, was im Kafig vor allem in der Schlußphase abging. Einig war man sich immerhin, dass man angesichts der letzten Minuten froh war, noch einen Punkt behalten zu dürfen. Einig auch im Frust über einen Beteiligten, der eigentlich unscheinbar bleiben sollte, sich im Spiel der beiden fairsten Teams der Staffel aber in den Mittelpunkt stellte. Und das, obwohl beide ihre in der Fairplay-Tabelle zementierte Spielweise auslebten. Es gab im ganzen Spiel nur zwei nennenswerte Foulspiele, beide nicht unwichtig für das Spiel, eins davon blieb ungeahndet. Trotzdem setzte es insgesamt fünf Verwarnungen und zwei Platzverweise - aber der Reihe nach, mit dem Versuch des Autors, die Klippe "Kritik am gelben Mann" ganz weit zu umschiffen.

Die Kickers konnten gegen die SG um den letztjährigen Kreisliga-Zehnten nicht aus dem Vollen schöpfen, die Liste der Ausfälle ist inzwischen immens lang. So kam Höhner zu seinem Comeback, der jüngere Mißling zu seinem zweiten Männer-Spiel, auf der Bank saß lediglich Routinier Berker. Auf dem Platz gab es bereits nach fünf Minuten den ersten Schock: ein harter Michallek-Freistoß aus knapp 28 Metern rutschte Senf über die Fingerspitzen, der abstiegsbedrohte Gast führte. Die Kickers ließen sich nur kurz beeindrucken, kamen nach zehn Minuten besser ins Spiel, standen höher und setzten die SG früher unter Druck. Spielfluß kam, auf beiden Seiten, kaum zustande, da jede Berührung zu einem Freistoß führte. Das erste richtige Foulspiel gab es nach einer guten halben Stunde, als Hillebrandt zu spät kam und Keeper Gleisenring traf. Für den Kickers-Stürmer gab es verdientermaßen Gelb, der Schlußmann der SG mußte leider raus - gute Besserung an dieser Stelle! Sekunden nach Wiederanpfiff fand eine Flanke von Koerber auf der rechten Seite Außenverteidiger Lipowski, der spielte noch einen Gegner aus und schob zum Ausgleich ein. Die Kickers waren weiter am Drücker, konnten sich aber vor der Pause kaum nennenswerte Chancen erarbeiten. Ein 16-m-Schuß von Lipowski war das gefährlichste, was auf das jetzt von Temmen gehütete Tor der Gäste kam.Zweete gg Ragösen 3 1

Anfangs der zweiten Hälfte boten die Teams den Zuschauern eine ausgeglichene Partie, beide spielten auf ihr jeweils zweites Tor. Die Kickers schlugen die vergleichsweise feinere Klinge, die SG kämpfte und blieb weiter gefährlich. In der 47. Minute traf Hillebrandt nach einer Ecke den Pfosten, den Konter hoben die Gäste über Senf, aber knapp am Tor vorbei. Kurz darauf parierte der Kickers-Schlußmann einen Kopfball von Wieland. Mit einem Doppelschlag sorgte die Pokis-Zweete für die vermeintliche Vorentscheidung. In Minute 50 legte William zurück auf Lipowski, dessen Schuß mutierte zur Traumvorlage für Hillebrandt, der am langen Pfosten nur noch einschieben mußte. Drei Minuten später verwandelte von-Koerber ein schönes Zuspiel von Brandenburg zum 3:1. Nach der lange besten Chance für die SG, Melzer scheiterte am stark reagierenden Senf, fiel sogar das 4:1, als Höhner nach einem von Temmen zunächst gehaltenen langen Freistoß abstauben konnte. Es sah also alles nach einem klaren Erfolg für die Kickers aus, selbst als Melzer nach einem Freistoß verkürzen konnte, deutete noch nichts auf einen Punktverlust hin. Bis zum oben erwähnten zweiten richtigen Foulspiel, mit dem eine turbulente Schlußphase anbrach.

Vor allem die Kickers fanden kaum eine Sekunde Gelegenheit, etwas runterzufahren, den Level der Aufregung ein wenig zu senken. Es begann in Minute 77 mit dem Foul an Zander, das nicht als solches geahndet wurde. Seine Trainer mußten sogar darum kämpfen, ihn vom Feld holen zu dürfen. Da der einzig mögliche Wechsel bereits vollzogen war, spielten die Kickers fortan in Unterzahl. Das zunächst nicht schlecht, der Gast bekam keinen Zugriff, die Zweete bekam sogar Kontermöglichkeiten. Eine solche führte zum nächsten negativen Höhepunkt, als Temmen den Ball nicht festhalten konnte, Hillebrandt nachsetzte und der SG-Keeper dessen Drängen nutzte, um sich fallen zu lassen. Dieses "Foul" reichte aus, um den Pokis-Angreifer mit der zweiten Verwarnung vom Feld zu schicken. Damit wurden die letzten Minuten zur Abwehrschlacht, welche die tapfer kämpfende Zweete verlor. In der 86. Minute konnten die Kickers den Ball nicht weit genug klären, Moeritz drosch die Kugel zum 4:3 in die Maschen. Danach scheiterten Hecht und Michalleck mit den besten Chancen an Senf. Das Spiel endete dann so, wie man es von solchen Schlachten nur erwarten kann, wenn einem das Glück nicht hold ist: mit einem Strafstoß in der Nachspielzeit. Mißling bekam den Ball aus Nahdistanz an den Arm - einer dieser "Kann"-Elfmeter. Beim Bundesliga-VAR wäre er durchgefallen, in der Championsleague nicht. Erwartungsgemäß fand die Entscheidung bei den Kickers wenig Zustimmung, Co-Trainer Fröhlich ließ sich zu einer Bemerkung hinreißen, weit weg von einer Beleidigung, die der Unparteiische dennoch persönlich nahm und ihn aus dem Käfig verbannte. Der SG kümmerte das alles nicht, Schmidt verwandelte den Elfmeter sicher.

Das Spiel wurde danach nicht mehr angepfiffen, es blieb beim 4:4 - ein Punkt, der den Gästen mehr hilft als den Kickers, die sich weiter im Niemandsland der Tabelle aufhalten. Im Kampf um die Fairplay-Krone war das an sich sehr faire Spiel schon die Vorentscheidung, zumal der Referee nach der Partie "vergaß", die Karten der SG einzutragen. Sei's drum - für die letzten Spiele geht es mit dem jetzt weiter dezimierten Kader nur noch darum, den Abstand auf die Kellerkinder zu wahren. Ein weiterer Punkt am kommenden Sonntag in Belzig würde dabei schon sehr helfen. Die SG aus Ragösen, Wollin und Glienecke empfängt Tabellennachbar Eintracht 90 Babelsberg.

Nachtrag: das Foul an Zander, was keines war, hatte gleich mehrere Frakturen zur Folge! Gute Besserung, Pati!

Kickers II: Senf /V - Lipowski, Löchel, T.Mißling, Zander - Hillebrandt (83. G/R), L.Tuczek, Brandenburg, William (70. Berker) - von-Koerber, Höhner /V

Tore: 0:1 Michalleck (5.), 1:1 Lipowski (36./von-Koerber)  /  2:1 Hillebrandt (50./Lipowski), 3:1 von-Koerber (54./Brandenburg), 4:1 Höhner (67./-), 4:2 Melzer (72.), 4:3 Moeritz (85.), 4:4 Schmidt (93./HE)

SG / Fotos: DH