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30 Jahre Potsdamer Kickers - Jubiläums-Interview Teil 1

30 Jahre Potsdamer Kickers - Jubiläums-Interview Teil 1

Vor 30 Jahren setzten einige junge Spieler, die einfach nur gemeinsam zocken wollten und das in ihrem alten Verein so nicht durften, ihre mutige Idee um und gründeten "ihren" Fussballverein. Am 17.04.1994 erblickten die Potsdamer Kickers 94 e.V. das Licht der Welt. Ohne Kohle, aber viel Enthusiasmus, Mut, Naivität, Glück und Spaß wuchs dieser Verein innerhalb kürzester Zeit aus seinen Kinderschuhen und gehört inzwischen zu den größten und etablierten Fussballvereinen der Stadt. Vielen Dank Alex, Ronny, Stephan, Sascha, Maik, André und Andi sowie Dagmar, Sigrun und Ralf. vielen Dank, dass ihr das duchgezogen habt.

Anläßlich unseres Jubiläums stellten sich mit Alexander Haase und Sascha Glanz zwei Gründungsmitglieder den Fragen von Reporter Simon Günther:

Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag eures Kindes. Könnt ihr euch erinnern, wann es allen klar war "Wir machen es!"?

Sascha: Als Alex eines schönen Abends im Frühjahr 1994 bei mir klingelte und fragte, ob ich runterkommen könnte, er muss was besprechen. Und dann sagte er mir, wir gründen unseren eigenen Verein - biste dabei ? Ja natürlich war ich dabei.

Alex: Ja, als ich über die Straße zu Ronny gegangen bin und zu ihm gesagt habe, wir machen das jetzt. Dann sind wir zu Sascha gelaufen. Ich hatte mich vorher bei meinem Vater erkundigt (er arbeitete beim LSB), was es zu einer Vereinsgründung benötigt und dann ging es los.

Das "Warum" kennt eigentlich jeder in Fußballdeutschland - was habt ihr euch damals vorgestellt, wie weit und vor allem wie schnell es hoch gehen würde?

Alex: Jugendlicher Leichtsinn und eine gehörige Portion Selbstvertrauen ließen uns zumindest davon träumen, schnell ein paar Ligen zu schaffen. Das hat, wie wir alle wissen, etwas gedauert, aber es hat Spaß gemacht, es war unser Verein und wir haben auch außerhalb des Trainings und der Spiele viel gemeinsam unternommen.

Sascha: Wir haben genau ausgerechnet, wie lange es dauert bis zum Auftritt im Europapokal und in der Bundesliga (also jedes Jahr eine Stufe höher, logisch). Und auch wenn das sicher nicht ganz ernst gemeint war - ein paar Ligen wollten wir schon hoch in sehr kurzer Zeit.

Ihr ward im Schnitt 18 Jahre alt. Ein Spielervater sprach von einem "totgeborenen Kind", eine Mutter und ein Vater saßen im Vorstand. Wie hat euer Umfeld reagiert, als ihr mit der Idee eines eigenen Vereins um die Ecke gekommen seid?

Sascha: Da ich der Sohn des "totgeborenes Kind"-Elternteils bin ... es herrschte schon eher Skepsis vor und auch von Turbine-Seite hörte man öfter, das würde nicht lange halten und zerfallen. Nun ja, 30 Jahre beweisen das Gegenteil.

Alex: Ich war bei der Gründung sogar erst 17. Wie mein Umfeld damals reagiert hat: na die haben mitgemacht. Bei unserem früheren Verein Turbine war man nicht so glücklich, aber wir wollten das durchziehen.

André Biedermann, Carsten Piel und Sylvio Posselt wurden von Trainer Fred Hagedorn quasi auf der Baustelle rekrutiert. Wie sind Spieler wie Ricardo Leitzmann, Bernd Paul oder Thomas Vandersee zum Team gekommen?

Die kannten wir alle aus der Turbine-Jugend, aber sie hatten dort nicht mehr gespielt oder wollten nicht mehr weiterspielen.

@Alex: Du warst als Spieler und Trainer beim Handball überaus erfolgreich, hast jahrelang Hand- und Fußball parallel gespielt, bist mit 136 Toren immer noch der erfolgreichste Torschütze unserer Ersten Männer. Wie schwer fiel dir der Spagat?

Das war eine wirklich schöne Zeit, permanent in Hallen oder auf Sportplätzen unterwegs. Der Spagat fiel mir nicht schwer. Ich war allerdings auch jung und fit.

Wie begeistert waren deine Handball-Trainer von deinen Aktivitäten bei den Kickers?

Da müsste man sie fragen. Ich bin damit natürlich nicht hausieren gegangen und irgendwann hatte der Handball Priorität

Was waren eure schönsten Erlebnisse, größten Erfolge und bittersten Erfahrungen mit den Kickers?

Sascha: Die bittersten Erfahrungen kamen gleich zu Beginn, als es mit dem Aufstieg Jahr für Jahr nicht klappen wollte. Schönste Erlebnisse waren dann natürlich die Aufstiege, die Siege im Kreispokal, der Landesmeistertitel mit den Frauen. Aber auch an die legendären Trainingslager und die Reisen mit dem Nachwuchs nach Lloret de Mar und Dänemark denke ich gerne zurück.

Alex: Es gab viele schöne Momente, viele Tore, aber die Aufstiegsrunde zu unserem ersten Aufstieg mit Begegnungen im Ernst-Thälmann-Stadion waren großartig. Niederlagen taten immer weh, vor allem, als es in der ersten Saison nicht mit dem Aufstieg klappte, wir vermutlich doch an mangelnder Erfahrung gescheitert sind.

Welche Erinnerungen habt ihr an die ersten Spiele - das 10:0 gegen FF oder das 1:1 in Groß Behnitz?

Alex: Ich habe ein paar Bildfetzen im Kopf, wie Ronny auf dem Platz des USV das 1:0 macht und schnell klar ist, dass wir hoch gewinnen würden. Das war toll. Eine Woche später gab es in Groß Behnitz trotz riesiger Überlegenheit die erste kalte Dusche.

Sascha: An das 10:0 irgendwie keine mehr (wie erwartet halt), an das ernüchternde 1:1 mit zwei Roten Karten und Schiri-Verarsche keine guten.

(Anm.: mangels Schiri hat ein Behnitzer selbst gepfiffen … SG)

Ihr vereint immer noch einige Rekordspieler: Alex als Torjäger der Ersten, Sascha hat die meisten Spiele, Ronny die meisten Tore für die Männer. Wie schaut ihr auf eure potentiellen Nachfolger? Wie verfolgt ihr die Kickers-Männer jetzt nach 30 Jahren?

Sascha: Nur noch relativ selten und wenig. Auch wenn es noch immer ein schönes Gefühl ist, manche Spieler auf dem Feld zu sehen, die man als 10-jährigen Knirps mal selber trainiert hat auf der Kirsche.

Alex: Ich ehrlich gesagt kaum. Ab und zu laufe ich am Wochenende mal an einem Spiel am Kunstrasenplatz im Luftschiffhafen vorbei, wenn ich mit meiner Mannschaft selbst ein Spiel in der Ballspielhalle habe.

Wie seht ihr die Entwicklung eures Vereins? Habt ihr euch damals überhaupt Gedanken darüber gemacht, dass ihr wachsen könntet?

Sascha: Nein, das war anfangs undenkbar. Hätte uns damals jemand erzählt, dass wir eine komplette Nachwuchsabteilung haben werden und streckenweise von der A- bis zur E-Jugend vollständig auf Landesebene spielen - wir hätten wahrscheinlich darüber gelacht.

Alex: Ich bin sehr stolz auf euch, dass ihr diese Idee so groß gemacht habt. Ganz ehrlich. Ich beobachte das nur aus der Ferne und weiß, dass ihr alle (Stephan, Ronny, Sascha, Sylvio und alle anderen) extrem viel für die Entwicklung dieses Vereins getan habt. Und wenn man bedenkt, wie viele Kinder und Jugendliche durch eure Hände gegangen sind, dann bin ich geradezu gerührt. Am Anfang war die Idee; dann kam eins zum anderen.

Abschließende Frage: habt ihr es jemals bereut, diesen Schritt gegangen zu sein?

Alex: Niemals. Für mich war es wirklich eine tolle Zeit, vor allem im Thälmann-Stadion. Es gab für mich zum damaligen Zeitpunkt nichts Wichtigeres, als beim Training zu sein und am Wochenende gut zu spielen und  zu gewinnen. Hinterher waren wir oft noch lange in der Kabine oder haben gemeinsam etwas unternommen.Ich möchte diese Erinnerungen nicht missen.

Sascha: Niemals.

Ich danke euch und wünschen allen viel Erfolg und alles Gute.