Für die nächsten Wochen ist aller Spielbetrieb eingestellt. Wir nutzen die Zwangspause, um auf die Zeiten zurückzublicken, in denen Covid, Corona und Lockdown noch nicht einmal im Duden verzeichnet waren und beginnen mit den „Gründerjahren“ 1994 bis 1998 Die Fussballwelt in Potsdam sah Mitte der 90er ganz anders aus als heute. Es gab nur knapp halb so viel Vereine, im Nachwuchsbereich spielten nicht einmal halb so viel Mannschaften wie heute. In der neuen Kreisliga Havelland/Mitte
spielten Vereine wie der SSV Turbine Potsdam (Frauen und Männer spielten noch gemeinsam in einem Verein), Post SV (ging später in der PSU auf) oder Blau/Weiß 90 Potsdam (1999 aufgelöst), es gab eine Stadtklasse mit z.Bsp. dem FC Preußen Potsdam, SV Verkehrsbetriebe oder SG Projektierung Potsdam. Die SG Bornim wurde 1995 Landesmeister, stieg ein Jahr vor dem SV Babelsberg 03 in die Oberliga auf. In der Verbandsliga spielte Fortuna Babelsberg, in der Landesliga Union 04 (später PSU) und in der Landesklasse u.a SG Bornim II. Eine Vereinsgründung war damals noch ein Abenteuer, an das sich die bekannten Namen um die bis heute verbliebenen Stephan Ranz und Ronny Senger aus bekannten Gründen machten. Ziel war der schnelle Durchmarsch in die Kreisliga, wo natürlich nicht Schluß sein sollte. In ihrem jugendlichen Übermut rechneten sich die Jungs aus, mit Anfang 30 in der Bundesliga zu spielen. Und schon lange vorher im DFB-Pokal, dafür benötigte man im Idealfall schließlich nur zwei Jahre. Dass es natürlich ganz anders kam, lag nicht nur an den Unwägbarkeiten des Fussballs .... Sportplätze waren auch 1994 Mangelware in Potsdam. Die Kickers mussten auf dem Hartplatz in der Kurfürstenstraße spielen, dort, wo heute die Sporthalle und Sportanlage der Eisenhardt-Schule stehen. Zum Glück gelang es den Kickers durch persönliche Kontakte, den Sportplatz am Neuen Palais nutzen zu dürfen, wo gleich im ersten Spiel Mitfavorit Falkensee/Finkenkrug mit 10:0 vom Platz gefegt wurde. Jeweils vierfach trafen Ronny Senger sowie Alexander Haase, heute Sportlicher Leiter des 1.VfL Potsdam. Am Ende der Saison verpaßte man den angepeilten Aufstieg allerdings deutlich. Mangelnde Erfahrung, schwankende Leistungen, defensive Gegner und zwei entscheidende Niederlagen gegen die Routi niers aus Perwenitz brachten „nur“ Platz 2. Immerhin mit 107 Toren, womit die Kickers die beste Offensive des gesamten Fußballkreises stellten. Mit dem Pokalgewinn wurde es übrigens auch nichts, bereits in Runde 3 kam beim Stadtklassenvertreter SV Babelsberg 03 IV das Aus. Zu diesem Zeitpunkt war aus dem Projekt Kickers mit jungen Spielern, die hoch hinaus wollten, bereits ein Verein geworden, der für den Nachwuchs interessant wurde. Schon Ende 1994 schloß sich Axel Heeren mit seiner Truppe dem Verein an und daraus entstand die erste Nachwuchsmannschaft. Zur Saison 1995/1996 gingen sie, die meisten Jungs noch im E-Junioren-Alter, bei den D-Junioren an den Start. Mit dabei der inzwischen dienstälteste Kickers-Spieler: Stefan Teichmann ist seit September 1995, also seit über 25 Jahren, in den Mannschaften der Kickers aktiv. Während die Männer Jahr für Jahr knapp am Aufstieg scheiterten, wuchs die Nachwuchsabteilung der Kickers stetig. 1996 gingen mit B-, C, D- und E-Junioren bereits vier Teams an den Start. Durch die Kontakte, die Heeren zum PSV Potsdam/Eiche knüpfte, bekamen die Kickers die Möglichkeit, ins Ernst-Thälmann-Stadion im Herzen der Stadt zu ziehen. Der PSV löste sich auf, dadurch hatten die Kickers neben dem Nachwuchs und den beiden Männermannschaften auch zwei „Senioren“-Teams (Ü32 & Ü40). Zwei Jahre nach der Gründung also stellte der Verein bereits acht Mannschaften im Spielbetrieb. Und war angekommen, voller Energie wurden die Stadion-„Katakomben“ renoviert - man war für höhere Aufgaben gewappnet. Die ersten Erfolge stellten sich ein: 1997 der Staffelsieg der D-Junioren und ein Jahr später (jetzt spielten zehn Mannschaften für die Kickers) erfreuten die Jungs von Axel Heeren und die Männer mit Trainer René Günther den ganzen Verein mit begeisternden Fußball und Titel. Die Männer stiegen im vierten Anlauf endlich in die 1.Kreisklasse auf, die D wurde überlegen Kreismeister. Die Kickers feierten, aber am Horizont zogen bereits dunkle Wolken auf.