30 Jahre Potsdamer Kickers 94 - Jubiläumsinterview 5

30 Jahre Potsdamer Kickers 94 - Jubiläumsinterview 5

Anlässlich des 30. Pokis-Geburtstages durfte Reporter Simon Günter mit Sportlern sprechen, die zusammen 35 Kickers-Jahre auf dem Buckel haben, die viele Erfolge im Nachwuchs feiern konnten und bereits seit vielen Jahren neben ihrer Spielerkarriere als Nachwuchstrainer tätig sind: Justin Bieneck und Fabian Mißling:

 

Hallo Justin, Hallo Fabian, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Zu Beginn die übliche Frage: wie seid ihr zu den Kickers gekommen?

F: So wie zu fast jeden Trainingstag. Mit dem Fahrrad ;)

J: Als ich 2006 eingeschult wurde war ich noch auf der Suche nach einer sportlichen Beschäftigung, da ich ein sehr bewegungsfreudiges Kind war.Als Schüler der Karl-Foerster-Schule war die Wahl daher recht offensichtlich, da die Kirsche nun mal direkt neben der Schule ist,

F: Ich bin auch im Grundschulalter zu den Kickers gekommen. Bei dem Kinderfußball in der Schule, bei dem ich damals mitgespielt hatte, konnte man nur bis zu einem bestimmten Alter mitmachen. Einige Klassenkameraden waren davon auch betroffen und die hatten mich auf die Kickers aufmerksam gemacht.

Ihr habt bei den Kickers alle Nachwuchs-Altersklassen durchlaufen. Könnt ihr euch noch an eure ersten „richtigen“ Spiele erinnern?

J: An mein wirklich erstes richtiges Spiel nicht, aber das erste richtige „Event“ an das ich mich erinnern kann, war ein Turnier in Michendorf.

F: Ich war erst ab der E-Jugend dabei und habe damals zunächst im Tor angefangen. An mein erstes Spiel kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Allerdings kann ich mich noch an ein Spiel erinnern, das wir damals 22:1 oder 28:1 gewonnen haben. Das Spiel ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben, weil ich mich ziemlich über das eine Gegentor geärgert habe.

Was waren eure größten Erfolge als Nachwuchsspieler?

F: Als Nachwuchsspieler haben ich in den meisten Saisons immer oben mit gespielt und wir konnten diese recht erfolgreich abschließen. Den größten Erfolg würde ich allerdings einer Saison zuschreiben, in der es mal nicht gut lief und wir gegen den Abstieg spielen mussten. In dieser Saison haben wir in einem Relegationsspiel den Klassenerhalt gesichert und uns tierisch darüber gefreut.

J: Vermutlich zum einen der Kreispokalsieg in der D-Jugend, mit unserem legendärem Viertelfinal-Spiel gegen Babelsberg 03 - damals gegen Kevin Schade -, dem recht knappen Halbfinale gegen Groß Glienicke und anschließend recht deutlichem Finalsieg gegen Blau-Gelb Falkensee. Aber auch der zweimalige Staffelsieg in der Landesklasse mit C- und B-Jugend zählt sicherlich dazu.

Gab es Enttäuschungen, an die ihr euch lieber nicht mehr erinnern würdet, uns zuliebe aber noch einmal aus dem Gedächtnis kramt?

J: Am ehesten noch die Tatsache, dass wir es leider nie geschafft haben, in der Brandenburgliga zu spielen. Bis auf unser letztes Jahr in der A-Jugend - damals dann schon recht zertrümmert, da einige schon mit der Schule fertig waren bzw. andere Interessen verfolgt hatten.

F: An ein bestimmtes Ereignis in meiner Zeit als Nachwuchskicker kann ich mich nicht erinnern. Natürlich gab es auch da einige Spiele, die man verloren hat und nach denen man enttäuscht war. Allerdings haben sich diese kaum ins Gedächtnis gebrannt.

Ab 2006 spielten die Männer, abgesehen von der Dritten, nicht mehr an der Kirsche. Habt ihr damals bewusst wahrgenommen, dass die Männer, das Ziel eines jeden Nachwuchskickers, für euch nicht sichtbar waren?

F: Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Als kleiner Kicker hatte ich vermutlich dafür noch nicht das Gespür. Zwar haben wir damals schon gewusst, dass die „Profis“ woanders spielen, schließlich gab es einige Spiele, die man sich doch mal angeschaut hat oder als Balljunge eingesetzt wurde. Allerdings hat man das hingenommen und nicht wirklich bewusst wahrgenommen oder hinterfragt.

J: Tatsächlich nicht so wirklich. Wenn man nicht über Eltern oder ältere Geschwister regelmäßig bei den Spielen ist, ist das für einen selber als junges Kind nicht wirklich wichtig.

Wie seht ihr das heute, als Spieler der Männer und Trainer im Nachwuchs?

J: Insgesamt einfach schade, da man nicht so wirklich ein richtiges Vereinsleben hat bzw. aufbauen kann, so wie viele andere Vereine im Havelland.

F: Dem kann ich zustimmen, heute sieht man es natürlich etwas anders. Für ein Idealbild wäre es natürlich unfassbar toll, wenn alle Teams an nur einem Standort trainieren und spielen könnten. So lernen sich die Großen und Kleinen sehr früh kennen und können sich in den Heimspielen gegenseitig anfeuern.

Wie erlebt ihr als Trainer und Spieler den langjährigen Kampf um eine Heimat?

F: Es ist teilweise sehr frustrierend, dass wir keine eigene Platzanlage mit Vereinsgebäude usw. haben, auf der wir als Verein alle zusammen agieren können. Es ist trotzdem gut, dass die Kirschallee ausgebaut wird, auch wenn das am Ende immer noch nicht reicht. Ich hoffe, dass wir irgendwann unsere eigene Heimat haben werden.

J: Insgesamt sehr unschön. Immer wieder kriegt man gesagt „Dort bekommt ihr jetzt auf jeden Fall einen Platz“, nur um am Ende dann wieder enttäuscht zu werden. Gerade wenn man auf die Brandenburger Dörfer fährt und dort jeder Verein ein komplettes Vereinsgelände mit allem Drum und Dran hat…

Während es in Nachbargemeinden wie Stahnsdorf scheinbar ziemlich einfach ist, einen Platz zu bauen, muss hier um jeden Sportplatz gekämpft werden. Wo würdet ihr, wenn ihr freie Hand und das nötige Kleingeld hättet, ein Stadion hinzaubern?

J: In der Biosphäre - mit Überdachung oder einfach im oder am Buga-Park.

F: Na ja, Stadion im klassischen Sinne mit Tribüne usw. würde ich vermutlich nicht bauen, weil ich es etwas pragmatischer sehe. Ich würde schauen, ob man an der Kirschallee zwei Großfeldplätze bauen könnte. So hätte man schon unfassbar viel gewonnen. Und alle Kickers-Mannschaften könnten dort vermutlich trainieren und spielen. Wenn dann noch Platz ist, kann man noch über Tribünen nachdenken.

Zurück in die Realität: @Fabian: du wurdest zeitweise von deinem Vater trainiert: Fluch oder Segen? (keine Angst, Micha liest nicht mit)

Als mein Papa das erste Mal mein Trainer wurde, war das die Rückrunde der D-Junioren. Die Hinrunde lief nicht optimal für uns und als er übernahm, konnten wir die Saison glücklich als dritter (?) beenden. Nach dieser Saison hat er dann eine F-Jugend übernommen und hat von da an alle Nachwuchsstufen durchlaufen und trainiert. Erst als seine damalige A-Jugend in den Männerbereich hätte wechseln können übernahm mein Papa die Zweite und trainierte mich wieder. Somit kann man eigentlich sagen, dass es ein Segen im doppelten Sinn war. Zum einen für mich als Spieler und zum anderen für den Verein. Denn jemand zu finden, der über Jahre sehr aktiv Kinder, Jugendliche und zum Schluss dann die Männer trainieren will, kann eigentlich nur ein Segen sein. (Wobei das selbstverständlich auf alle Menschen in unserem Verein zutrifft, die sich über Jahre bereits engagieren.)

@Justin: dein Trainer war, bis auf die ersten zwei Jahre mit Jan Lindner, bis zum Ende Ronny Senger, der anfangs selber noch als Spieler aktiv war. Habt ihr ihn auch bei seinen Spielen besucht? War euch bewusst, dass euer Trainer so etwas wie eine „Vereinslegende“ ist?

Da ich ja sehr gut mit Sascha Senger befreundet bin und häufig zu Besuch war, hatte ich das schon immer im Hinterkopf. Gerade auf Grund der ganzen Trophäen auf seinen Schränken. Aber regelmäßig seine Spiele besucht haben wir nicht.

Inzwischen seid ihr selber schon lange als Trainer aktiv. Wie seid ihr zu diesem „Job“ gekommen?

J: Als Teil meines FSJ (Freiwilligen Sozialen Jahrs) habe ich den Verein anderthalb Jahre nach meinem Abitur unterstützt. Da hat das Ganze dann angefangen.

F: Ich wurde damals von Tom Betzin gefragt, ob ich mit ihm in der kommenden Saison die ganz Kleinen trainieren möchte. Mit Tom hatte ich schon jahrelang in der Jugendmannschaft gespielt. Ich habe „Ja“ gesagt und seitdem hat es mich nicht losgelassen.

J: Falls übrigens Interessenten für ein FSJ unter den Lesern sein sollten, gerne beim Verein melden.

Aus eigener Erfahrung und als Zuschauer eurer Trainingssessions muss ich euch ein Riesenkompliment machen. Ihr macht tolle Arbeit, vielen Dank im Namen aller Eltern.

Vielen Dank 😊

Ihr arbeitet zeitweise mit Gruppen von bis zu 20 oder gar 25 kleinen Fußballern, die zum großen Teil sehr „aufgeweckt“ sind. Wie schafft ihr es, immer die Ruhe zu bewahren, wie „erholt“ ihr euch davon?

F: Rekord lag sogar bei 32 Kindern.

J: Auf Arbeit sind die Kinder, mit denen ich arbeite meistens noch lauter - daher ist der Fußballplatz dagegen noch Erholung. Wenn es dann doch mal etwas doller wird, fahre ich runter, indem ich selber Sport treibe.

F: Wahrscheinlich liegt es zum einen am Familiengen, dass ich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen bin. Zum anderen die damit einhergehende Erfahrung als langjähriger Trainer. Wenn ich sehe, wie die Kinder mit der Zeit besser werden, lässt das den gelegentlichen Ärger verpuffen. Um hin und wieder den eigenen Frust abzubauen, stolpere ich bei der Zweeten über den Ball. ;)

Mit Alex, Hagan und Paul habt ihr euch selber Co-Trainer aus dem Männerbereich akquiriert. Vor vielen, vielen Jahre gab es mal die Idee, den Spieler der Männer zu einer Art "Patenschaft" für verschiedene Nachwuchsteams zu übertragen, um den Großen einen Einblick in eure Arbeit zu geben und den Kleinen die Männerfußballer etwas näher zu bringen. Was haltet ihr von so einer Idee?

F: Prinzipiell ist die Idee super. So kann man Menschen gewinnen, die ihr eigenes Fußballwissen weitergeben wollen und noch mehr Kindern das Fußballspielen in unserem Verein ermöglichen. Allerdings sind die drei auch absolute Glücksgriffe, die die Bereitschaft haben, ihre Freizeit dem Fußball und Kindern zu widmen und das alles neben Studium und Arbeit.

J: An sich fand ich die Idee schon gut. Solange die Männer- und Jugendmannschaften aber an unterschiedlichen Standorten trainieren ist es wahrscheinlich für viele Spieler der Herren ein zu großer Aufwand, auch wenn es für das Miteinander im Verein schon sehr cool wäre.

F: Womöglich könnte man diese Patenschaft auch schon viel früher ansetzen, etwa ab dem Großfeld (oder erst ab der B-Jugend). Hier anzusetzen bietet zum einen jungen Menschen die Möglichkeit, ihre eigenen Fähigkeiten zu testen bzw. auszubauen, sich auszuprobieren und am Ende abzuwägen, ob ein potenzieller Beruf in einem sozialen Bereich einem liegt oder nicht. Zum anderen könnte der Verein damit auch junge Spieler noch etwas mehr an sich binden und langfristig halten langfristig zu halten.

Ihr seid beide wichtige Leistungsträger in den beiden Männermannschaften. Wie bilanziert ihr die bisherige Saisons der beiden Teams?

J: Durchschnittlich. Der Anfang der Ersten war etwas holprig, gerade aufgrund des großen Umbruchs zur letzten Saison. Die Ergebnisse gehen aber mit unserer Kadergröße und -qualität wahrscheinlich in Ordnung. Aber die beiden Unentschieden gegen RB Viktoria waren schon echt was Besonderes.

F: Ihr habt zumindest das Minimum-Ziel, nicht abzusteigen, für diese Saison mit aktuell 10 Punkten Abstand auf den Abstiegsplatz fast geschafft. Bei der Zweiten sieht das mit 2 Punkten Abstand noch sehr wacklig aus. Neben dem Tabellenstand ist die aktuelle Spielerzanzahl allerdings auch ein schwieriges Thema.

Was waren eure größten Erfolge, größten Enttäuschungen in eurer Spielerkarriere bei den Männern?

F: Die größte Enttäuschung war die Corona-Saison, in der die Quotientenregel angewendet wurde. Hier standen wir zum Zeitpunkt des Abbruchs auf dem zweiten Tabellenplatz und wären von der Kreisklasse in die Kreisliga aufgestiegen. Da die Tabelle allerdings zum Abschluss über den Quotienten ermittelt wurde, sind wir auf den dritten Platz abgerutscht und konnten nicht aufsteigen.

J: Die größte Enttäuschung für mich war definitiv der Abstieg aus der Landesklasse mit der Ersten. Da Erfolge mit den Herren bisher noch nicht so wirklich auf der Tagesordnung standen, würde ich sagen, eine persönliche Errungenschaft -Top-Torschütze der Ersten Männer in der vergangenen Saison.

Habt ihr euch besondere Ziele gesteckt - als Trainer oder als Spieler?

J: Ich möchte den Jungs, die ich trainiere, die bestmögliche fußballerische Ausbildung geben und hoffentlich dafür sorgen, dass sie stets gerne zu unserem Training kommen. Wenn der ein oder andere in einigen Jahren dann zusammen mit mir im Herrenbereich aufläuft, wäre das mein Traum.

F: Ja, ein Wunsch als Trainer und Spieler ist es, bald mit dem einen oder anderen Spieler, die man zuvor in den Jugendmannschaften selber trainieren durfte, im Männerbereich zu spielen.

Haben schon die großen Vereine wie Werder Bremen oder der HSV bei euch angeklopft?

F: Leider nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - der HSV ja häufiger mal auf Trainersuche.

J: Außer in Fifa® bisher noch nicht. Aber irgendwelche Amateur-Verein auf die gleiche Stufe zu setzen wie die Nummer Eins im Norden, ist schon eine Frechheit.

Ich bedanke mich recht herzlich und wünsche euch noch sehr viel Spaß und Erfolg, sowohl mit den Kids als auch mit der Ersten und Zweeten.

Gut Kick in die Runde!

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