Ein Tag zum Helden zeugen - so in etwa hätte es der große H.F. Oertel wohl umschrieben. Wir bleiben auf dem Teppich und vermelden etwas weniger pathetisch einfach nur, daß die Kickers mit einer überragenden zweiten Halbzeit zum ersten Mal nach zwölf Jahren das kleine Derby gewinnen konnten.
Beim 11:0 im Mai 2006 war Kapitän Berker als einzig verbliebener dabei, gehörte als A-Junioren-Kapitän zum Kader der Mannschaft, die damals (noch vergeblich) um den Aufstieg in die 1.KK kämpfte. Zurück zur Gegenwart. Trainer Gläser mußte Verletzungs- und Urlaubsbedingt auf vier Positionen umstellen, brachte Mißling, Glomb, Rosenfeld und Taubert zurück in die Startelf. Außerdem verdiente sich Senf seinen nächsten Einsatz im Tor. Gegen zunächst abwartend agierende Gäste hatten die Kickers schon vor der Pause etwas mehr Spielanteile, konnten aber kaum gefährlich werden. Lange Bälle verpufften, lediglich eine gute Tormöglichkeit hatten die Kickers, als Rotzoll in der 25. Minute nach Doppelpaß mit Taubert an Schmidt scheiterte. Bornim ließ die Kickers machen und setzten immer wieder gefährliche Nadelstiche, waren über ihre schnellen Offensivkräfte um Torjäger Lipski immer wieder gefährlich. Bereits nach zehn Minuten konnten sie ihre erste Chance zur Führung nutzen. Heinicke verlängert einen Einwurf, Senf zögerte und Möller verwandelt aus Nahdistanz. In der 22. Minute hatten die Kickers Glück, als Schiri-Routinier Deutsch einen Lipski-Treffer wegen einer Abseitsposition die Anerkennung verwehrte. Die Glückgöttin Fortuna trug heute ein blaues Trikot, kurz vor der Pause traf Lipski nach einem schönen Spielzug nur den Pfosten.
Nachdem die ersten Minuten nach dem Seitenwechsel ähnlich dahinplätscherten, sorgte der für seinen Bruder nach vorn beorderte Hg.Schneider in der 56. Minute für den Auftakt zum richtigen Derby. Er ackerte sich durch den Strafraum, wurde zweimal gefoult, blieb am Ball, um am Ende abgeblockt zu werden und keine Strafstoß zu bekommen. Aber jetzt ging ein Ruck durch die Blauen, jetzt sah man bei allen den nötigen Biss. Drei Minuten später wurde der starke Claussen im Strafraum gelegt, den glücklichen Elfmeter verwandelte Coach Schneider zum Ausgleich. Bornim blieb mit Kontern immer gefährlich, vier Minuten nach dem 1:1 vereitelte Senf die Kopfballchance von Möller und in der 74. Minute war er gegen Lipski erfolgreich. Die Kickers kämpften und mühten sich, taten sich gegen den tief stehenden Gegner vor dem Tor aber schwer. So mußten Standarts her. In der 77. Minute scheiterte Melek aus 17 Metern noch an Schmidt, Weller traf im nachsetzen nur den Pfosten. Zwei Minuten später trat Melek erneut an und versenkte die Kugel aus 18 Metern zur Führung genau im Winkel. Für seine anschließende Christiano-Ronaldo-Gedächtnispose bekam er sich einen Tag nach seinem Geburtstag noch nachträglich ein gelbes Geschenk. Beim jetzt immer stärker werdenden Regen verlor kurz darauf Bornims Kapitän die Orientierung, Geburtstagskind Taubert nahm ihm einen Paß von Schmidt ab und verwandelte, von halblinks frei vor dem SG-Schlußmann, ganz cool zum 3:1. Bei inzwischen fast sintflutartigem Regenfall gaben die seit einigen Minuten in Unterzahl agierenden Bornimer nicht auf, nutzten ein Durcheinander vor dem Tor zum Anschlußtreffer. Die letzten Minuten trotzten beide Teams dem Unwetter, selbst Schiri Deutsch, der den völlig durchnässten Spielern und Zuschauern noch drei Derby-Extraminuten schenkte. In dieser Nachspielzeit durfte Berker nach seinem ersten Fehlversuch noch einmal zu einem Freistoß antreten und traf aus 18 Metern die Latte. Es blieb beim 3:2-Sieg der Kickers, die damit zum neunten Mal in Folge zuhause ungeschlagen blieben und ihrem Gegner die erste Niederlage nach fünf Siegen mit 34 Toren einbrachten. Die SG empfängt am letzten Spieltag Vizemeister BSRK zum Spitzenspiel, die Kickers fahren zu Schlußlicht Wollin und wollen ihre grandiose Saison angemessen beenden.
Kickers II: Senf - Mißling (68. Weller), Hg.Schneider, Berker - Glomb (60. Kreuder), Rotzoll, Claussen, Rosenfeld - Hk.Schneider, Fehlandt (52. Melek /V), Taubert
Tore: 0:1 Möller (10.) / 1:1 Hk.Schneider (59./FE), 2:1 Melek (79./-), 3:1 Taubert (85./-), 3:2 Maaß (87.)