Ein Kickers-Sonntag zwischen Himmel und Hölle

Der Tag begann sonnig, der Schreiberling durfte den Sonntagmorgen, gefühlt kurz nach Sonnenaufgang, an der Kirsche beginnen, wo die Landesliga-E-Junioren den ungeschlagenen Tabellenführer aus Teltow empfingen. Nach dem enttäuschenden Auftritt eine Woche zuvor beim SVB 03 (1:8 mit 9:40 Toren) haben sich die Jungs viel vorgenommen, wollten ihren Trainer Justin auch ein wenig über den Frust nach dem 0:2 der Ersten Männer, für die er am Freitag in Falkensee auflief, hinweg helfen. Um es vorweg zu nehmen: es gelang ihnen. Ganz anders der Nachmittag, an dem die dunklen Wolken über Potsdam bereits bei der Anfahrt Ungemach versprachen. Im beschaulichen Groß Glienicke

angekommen, lachte die Sonne hinter ihrem Wolkenversteck über die Zweete-Ultras, die erstaunt zur Kenntnis nahmen, dass kurz zuvor wohl ein dicker Hagelschauer über den See abgezogen ist. Schon während der Erwärmung, welche das Team von Mißling mit vier Veränderungen gegenüber der Vorwoche (Debütant Nguyen, Rückkehrer Tuczek und Tuczek sowie Höhne mit seinem Saisoneinstand) in Angriff nahmen, kam der nächste Schauer und es bahnte sich bereits an, dass das Derby erneut kein fussballerischer Leckerbissen sein wird. Ein paar Stunden zuvor an der Kirsche: Bieneck traute seinen Augen nicht - seine Jungs zeigten dem Topfavoriten die Zähne, begeisterten vorn mit wunderschön herausgespielten Toren und hinten vor dem Tor großem Abwehrkampf. Die Jungs des RSV spielten keinen schlechten Ball, bissen sich an der starken Kickers-Defensive aber die Zähne aus. Zur Halbzeit des Aussenstehenden nicht leicht zu vermittelnden Twin-Modus' führten die Kickers überraschend mit 3:2: zwei Viertel wurden gewonnen, eins endete Remis, eins ging verloren. Auf Platz 1 sorgte Anton für den Siegtreffer zum 1:0-Erfolg im zweiten Viertel, auf Platz 2, wo Papa Ingo die Betreuung übernahm, trafen Paul und Jakob zum 1:0 bzw. 1:1 in den ersten beiden Vierteln. Zurück im Kessel von Groß Glienicke: noch leicht optimistisch begann das Spiel für den Schreiberling, der bereits nach nicht einmal zwei gespielten Minuten die erste Großchance für die Blauen notieren durfte. Tuczek Sen. lieh sich von Mats Hummels einen langen Ball aus der Abwehr in die Spitze, Köhne, überrascht von diesem traumhaften Zuspiel, konnte seine Beine nicht schnell genug sortieren, scheiterte am Sekundenbruchteile schneller reagierenden Rottmann. Dessen Gegenüber hatte eine entspanntere Anfangsphase, zeigte nach einer Viertelstunde seine Klasse, als er gegen Zeidler einen Riesenreflex aus der Tasche zog. Die Kickers pendelten in ihrer Spielweise zwischen „lang und weit“ und frühem Anlaufen, wenn es die Rot/Weißen mal zu lange hinten herum probierten. So erzwangen sie in der 19. Minute ihre Führung - der erkämpfte Ball gelangte über Köhne vor das Tor zu William, der die Kugel aus Nahdistanz zum 0:1 ins Netz mogelte. So wie der Stift des Schreiberling hauchte langsam auch die Hoffnung auf ein Fußball-„Spiel“ das Leben aus. Kampf und Krampf dominierten das Derby, es gab schon deutlich ansehnlichere Spiele zwischen den beiden. Die Gastgeber hatten etwas mehr Ballbesitz, die Kickers (inzwischen mit Tefs, der den in seinem ersten Männerspiel schnell erschöpften Nguyen ersetzte) setzten weiter auf sichere Bälle hinten raus, konnten ihren Gegner mit ihren zarten Pressingversuchen nur selten in Bedrängnis bringen. Zehn Minuten nach der Führung vergaben Köhne und Tefs die Chance zum 0:2, als sie sich bei einem Fehler von Rottmann nicht einig waren und den Ball vergaßen. Kurz vor der Pause ließ der Gast wieder etwas mehr zu. Senf parierte zunächst einen 20-Meter-Schuß von Zeidler und ließ kurz darauf die Kickers-Bank erstarren, als er einen langen Freistoß von Fischer durch die Hände rutschen ließ und nachfassen mußte. Machtlos war er in der 44. Minute, als Flood einen scharf getretenen Eckball aus Nahdistanz einköpfte. Dabei bekam auch Schneider einen Schlag ab, konnte nach längerer Behandlung aber schließlich weiterspielen. Zehn Kilometer südlicher und fünf Stunden zeitiger blieb es auch nach der Halbzeit spannend. Auf Platz 1 kämpften die Jungs von Justin, setzten immer wieder Nadelstiche, mußten sich dem stärkeren Gegner aber mit 1:3 und 0:1 geschlagen geben. Ole sorgte im dritten Viertel für die Führung, welche die 15 Minuten Spielzeit aber nicht überstand. Auf der anderen Seite spielten sich die kleinen Kickers in einen Rausch. Innerhalb von zwei Minuten sorgten Jakob und Paul, jeweils schön aufgelegt von Jonas, für die 2:0-Führung, den Anschlußtreffer beantwortete Paul mit dem 3:1. Teltow drückte, traf ein zweites Mal, aber die Kickers sicherten den Erfolg mit großem Kampf. Auch das letzte Viertel wurde spannend, für die zuschauenden Eltern ein Tick zu spannend manchmal. Zwei schöne Tore von Jakob sorgten für das 2:1, was mit Mann und Maus verteidigt wurde. Der Favorit versuchte es am Ende gar mit einem weiteren Feldspieler, nahmen ihren Torhüter dafür raus. Es reichte aber für Jungs von Justin und Ingo, der sich mit seinem Top-Coaching für eine Vertragsverlängerung empfahl. Nach Toren ging das Spiel insgesamt zwar an den RSV (7:9), aber da nur die jeweiligen Viertel gewertet werden, konnten die Kickers mit 5:4 ihren ersten Saisonsieg feiern. Im nördlichsten Norden von Potsdam wurde das „Spiel“ auch nach der Pause nicht wirklich ansehnlicher. Das 24.Derby lebte von der Spannung, Torchancen gab es zunächst kaum. Wenn Senf (48. und 64. gegen Wamuth) nicht zur Stelle war, half der Pfosten, den Busch nach einem Solo aus 20 Metern traf. Wie schon gegen Juventas durften auch diesmal die Kickers das schönste Tor des Tages für sich verbuchen. Nach einem langen Ball auf William kam die Kugel via Direktspiel über Brandenburg und Tefs zum gerade eingewechselten Heyring, der Rottmann aus knapp zehn Metern keine Chance ließ. Lange allerdings durfte sich die Zweete nicht freuen, der Fußballgott machte Feierabend und überließ den Kickers ihrem Schicksal. Der Gastgeber bekam mit frischen Kräften die zweite Luft und hatten Fortuna jetzt auf seiner Seite. Der zehn Minuten zuvor noch den Kickers helfende Pfosten wurde nun gleich zweimal zum Vorlagengeber für Rot/Weiß. In der 77. Minute traf Fischer das Alu, Wamuth staubte ab. Zwei Minuten später setzte Elliot den Ball an die Torbegrenzung und Breitz netzte zum Führungstreffer ein. Die Kickers warfen jetzt alles, was noch laufen konnte, nach vorn, fingen sich nach einer Ecke, bei der nur Tuczek Jun. (trotz Jun. auch nicht mehr der jüngste) hinten absicherte, durch einen Konter, abgeschlossen von Elliot, das entscheidende 4:2 ; gegen drei anstürmende Gegenspieler war selbst für Tuczek nichts zu machen. Das Spiel war damit gelaufen, die Dynamik des Fußballs brachte es mit sich, dass Groß Glienicke noch einmal richtig aufdrehte, jeden Schuß versenkte, und die 75 Minuten tapfer kämpfenden Kickers völlig einbrachen, nichts mehr entgegensetzen konnten. Flood und Breitz sorgten mit ihren jeweils zweiten Treffern am Ende für einen nicht unverdienten, aber etwas zu hohen Erfolg des neuen Tabellenzweiten. Im Gegensatz zu den „Großen“ darf sich die E1 etwas erholen, bestreitet in ihrer Pflichtspielpause am kommenden Samstag ein Testspiel, bevor sie zum Ende des Monats ein hartes Wochenende vorgesetzt bekommen. Freitag Abend (30.09.) geht es zum Tabellenführer nach Cottbus, zwei Tage später empfangen sie zum Abschluß der ersten Runde das aktuelle Schlußlicht FC Frankfurt II. Gegen den RSV spielten die E mit Lukas, Eike, Ole, Anton, Leonard, Adam und Alan (Platz 1) sowie Charlie, Jonas, Paul, Jakob, Lennart, Jannes und Timo (Platz 2). Die Tore erzielten Jakob (4), Paul (3), Anton und Ole, Vorlagen kamen von Jonas (3), Jakob (2), Paul (2) und Eike. Für die Zweete heißt es jetzt erst einmal Wunden lecken und Aufbauarbeit leisten, ehe am Sonntag Grün/Weiß Niemegk zum zweiten Mal an den Luftschiffhafen kommt. Mit u.a. Höhne und E.Tuczek in der Innenverteidigung gab es vor acht Jahren im Duell der beiden späteren Absteiger einen 9:1-Erfolg. Das wird aktuell allerdings schwierig - der FSV ist als einziges Team der Liga noch verlustpunktfrei, fügte Tabellenführer Saarmund II die einzige Niederlage bei. Groß Glienicke empfängt im Kreispokal den Kreisoberligisten Werderaner FCV II (Viel Erfolg!) und reist dann nach Belzig. Kickers II: Senf - Mißling, E.Tuczek, Höhne, Hk.Schneider - Köhne (61. Löchel), L.Tuczek, Mohr (68. Heying), William (79. Bkhetan) - Brandenburg - Nguyen (24. Tefs) Tore: 0:1 William (19./Köhne), 1:1 Flood (44.)  /  1:2 Heying (71./Tefs), 2:2 Warmuth (77.), 3:2 Breitz (79.), 4:2 Elliot (81.), 5:2 Flood (87.), 6:2 Breitz (89.)

© 2024 Potsdamer Kickers 94 e. V.

Search